Ich arbeite schon sein ein paar Jahren als Tongestalter für das Medium Film. Unter anderem habe zusammen mit Sebastian Linda an »Life is a Dance« zusammen gearbeitet, der zahlreiche Menschen digital und analog erreicht hat.
Durch ihn habe ich auch Sven Sauer kennen gelernt. Angefangen hat er als Matte-Painter. Er zeichnet digital ganze Landschaften, Städte und Burgen. Gearbeitet hat er schon an vielen »Game Of Thrones« Staffeln, Lars von Trier Filmen und an »Hugo Carpet«, für den er den Oscar für beste visuelle Effekte erhielt.
Heute macht Sven Kunstshows. Er konzipiert immersive Ausstellungen, bei denen sich der Betrachter intensiv mit der Kunst auseinandersetzt. Bei »360 Minutes Art« wurde Kunst begrenzt für nur sechs Stunden ausgestellt und alle Werke, die in dieser Zeit nicht verkauft worden sind, landeten im Feuer und wurden vernichtet.
Hintergrund
Bei der »The Dark Rooms Exhibition Berlin« im Jahr 2017 gestalteten 11 Künstlerinnen und Künstler eine Ausstellung in kompletter Dunkelheit. Der Fokus lag auf der Kunst und die Betrachtenden setzten sich intensiver auseinander, als beim klassischen »White Cube« Prinzip. Zusammen mit Sven und seinem Künstler-Kollegen Igor Posavec gestalteten wir eine audiovisuelle Installation. Wir bedienten uns mehreren Sinnesebenen, um ein Raumgefühl zu schaffen, in das der Betrachter hineingezogen wird.
Bei der »KAMI«-Austellung am 25. und 26. Mai 2017 in Berlin entstand einen neue Ausstellung, die sich mit dem Thema der Entstehung medialer Götter beschäftig, am Beispiel der »Umbrella Revolution«. Mehr Informationen gibt dazu auf kami-exhibition.com und plusone-art.com
Zu sehen waren lebensgroße, göttlich wirkende Werke und eine Installation, die aus 400 Regenschirmen besteht.
Bei »KAMI« setzte ich mich akustisch mit der Themen Demonstrationen, Reizgas und Barrikaden auseinander. Speziell dafür habe ich mir eine Sound-Installation überlegt, in deren Entstehung ich heute Einblicke gebe.
Idee
2014 wurden die Proteste in Hongkong weltweit unter dem Titel »Umbrella Revolution« bekannt. Die Demonstrierenden nutzten dabei ihre Regenschirme, um sich vor dem Pfefferspray der Einsatzkräfte zu schützen. Dies schien ein pragmatischer Einfall – allerdings lehnten die Demonstrierenden die Bezeichnung als »Revolution« ab. Der Titel »Umbrella Revolution« kam erst durch die Medien auf, die durch die Verbreitung der immer gleichen Bildmotive eine Revolutionsikone schufen.
Sven kam auf mich zu und erzählte mir von der Arbeit der der Serie. Ich war von Anfang gleich angetan von der Thematik und den ersten Entwürfen. Für mich lag es nahe, dass eine akustische Aufarbeitung das Erleben intensiver und realitätsnaher machen würde.
Die Idee war, das Reizgas und das Gefühl, davon umgeben zu sein, fühlbar zu machen. Die Betrachtenden sollten in die Barrikaden versetzt werden und das Gefühl haben, in der grauen Masse des Gases und somit der Hilflosigkeit und Bedrückung ausgesetzt zu sein.
Der Sound bietet einen Kontrast zu den bunten Regenschirmen, die die Rauminstallation gestalten.
Nachdem man sich durch die Barrikaden »gekämpft« hat, erscheinen die Kamis in ihrer vollen, gottesgleichen Pracht. Sie wirken erlösend und heben sich aus der grauen Masse des Reizgases hervor.
Dieses mediale göttliche Darstellung der Demonstranten wolle ich ebenfalls akustisch ausmalen. Dafür entstand auch eine Klangfläche, die verzaubert und irgendwie auch Hoffnung gibt.
Gleichzig wollte ich akustisch erlebbar machen, was wäre, wenn man eine Gasmaske aufhat und man nur seinen eigenen Atem hört. Bei der Recherche zur »Umbrella Revolution« findet man im Netzt zahlreiche Bilder von Gasmasken. Durch diese inspiriert, entstand die Idee, das menschliche Atmen in eine grau klingende Fläche zu verwandeln, die das Reizgas darstellt.
Geprägt aus dem Filmbereich, war es für mich spannend, echte Aufnahmen aus den Demonstrationen mit in die Installation einzubeziehen. Diese klingen manchmal durch die bedrohliche graue Fläche hindurch. Ich habe viel auf YouTube und anderen Portalen nach Videoaufnahmen der Ereignisse in Hong Kong gesucht und den originalen Ton aus den Mitschnitten verwendet.
Das Ergebnis ist raumfüllend und bedrohlich. Eine tiefes Pad, welches anstrengend, massiv und gleichzeitig organisch ist.
Umsetzung TearGas
Nun möchte ich noch ein paar Einblicke in die Produktion meiner zwei Arbeiten geben. Gearbeitet habe mit Ableton Live. Ich nutzte die Software sehr intensiv um Musik zu komponieren, aber auch für Tongestaltung. Vor allem der Sampler war für mich ein sehr essentielles Werkzeug, wenn es darum ging, Originalaufnahmen zu bearbeitet und zu verwerfenden. Als Grundlage für meine Arbeit diente das menschliche Atmen. Danke an der Stelle an Lucas Görlach, der immer dabei ist, wenn es um solche Sound-Experimente geht.
Danach diente der Sampler dazu, aus den kurzen Atemzügen eine lange Fläche zu formen. Durch lange Ein- und Ausklangphasen entsteht ein Bett für die weitere Arbeit. Um dem Ganzen noch etwas organisches zum geben, nutzte ich etwas Delay und Verzerrung um Bewegung entstehen zulassen.
Um die Originalklänge aufzugreifen, nutzte ich diverse Aufnahmen der »Umbrella Revolution« Demonstration. Diese sind ebenfalls etwas gefiltert und verfremdet, um diese in den Hintergrund zu stellen.
Um den original Klänge auf zugreifen nutze ich diverse Aufnahmen der »Umbrella Revolution« Demonstration. Diese sind ebenfalls etwas gefiltert und verfremdet, um diese in den Hintergrund zu packen.
Zu guter Letzt habe mit Synthesizern etwas Bass und Atmosphäre hinzugefügt. Omnisphere ist dafür eines meiner liebsten Klangerzeuger.
Umsetzung KAMI
Um meine Vorstellung von der heroisch wirkenden »KAMI«-Figur umzusetzen, diente der Klangteppich des Atmens als Grundlage. Meine Idee war, diesen zu nutzen und dort einen Charakter für die »KAMIs« zu finden. Nach einer Weile kam ich auf den Gedanken, diesen Teppich zu harmonisieren. Als Werkzeug diente hier GuitarRig von Native Instruments. Kombiniert mit ein paar Effekten von Sound Toys entstand ein fast himmlisch wirkender Sound. Zitternd, befreiend und gleichzeitig verschleiert durch den Rauch des Reizgases. Die »KAMI« ragen aus dem Rauch hervor und wirken glänzend, visuell und akustisch.
Schlussgedanken
Ich hoffe, ich konnte einen Einblick in meine Arbeit geben. Gerade bei solchen künstlerischen Projekten sind dem Konzept und der Umsetzung keine Grenzen gesetzt. Daher ist es wichtig, eine Richtung für sich zu finden und diese zu verfolgen. Natürlich muss diese auch stimmig mit dem Gesamtbild sein. Visualität und Akustik finden gemeinsam eine Sprache, die die künstlerische Intension überträgt.
Artikel ist Mai 2017 bei Delamar schon erschienen.
Bildnachweis
Bild 01: »KAMI«-Group, Foto by Sven Sauer
Bild 02: Tear Gas Umbrella Revolution, Foto by Studio Incendo Quelle: https://www.flickr.com/photos/studiokanu/15468365175/in/album-72157648122356068/
Bild 03: Gas Mask, Foto by Studio Incendo Quelle: https://www.flickr.com/photos/studiokanu/15456600105/in/photostream/
Bild 06: »KAMI«-Single, Foto by Sven Sauer
Bild 07: »KAMI«-Layer, Foto by Sven Sauer
Ich arbeite schon sein ein paar Jahren als Tongestalter für das Medium Film. Unter anderem habe zusammen mit Sebastian Linda an »Life is a Dance« zusammen gearbeitet, der zahlreiche Menschen digital und analog erreicht hat.
Durch ihn habe ich auch Sven Sauer kennen gelernt. Angefangen hat er als Matte-Painter. Er zeichnet digital ganze Landschaften, Städte und Burgen. Gearbeitet hat er schon an vielen »Game Of Thrones« Staffeln, Lars von Trier Filmen und an »Hugo Carpet«, für den er den Oscar für beste visuelle Effekte erhielt.
Heute macht Sven Kunstshows. Er konzipiert immersive Ausstellungen, bei denen sich der Betrachter intensiv mit der Kunst auseinandersetzt. Bei »360 Minutes Art« wurde Kunst begrenzt für nur sechs Stunden ausgestellt und alle Werke, die in dieser Zeit nicht verkauft worden sind, landeten im Feuer und wurden vernichtet.
Hintergrund
Bei der »The Dark Rooms Exhibition Berlin« im Jahr 2017 gestalteten 11 Künstlerinnen und Künstler eine Ausstellung in kompletter Dunkelheit. Der Fokus lag auf der Kunst und die Betrachtenden setzten sich intensiver auseinander, als beim klassischen »White Cube« Prinzip. Zusammen mit Sven und seinem Künstler-Kollegen Igor Posavec gestalteten wir eine audiovisuelle Installation. Wir bedienten uns mehreren Sinnesebenen, um ein Raumgefühl zu schaffen, in das der Betrachter hineingezogen wird.
Bei der »KAMI«-Austellung am 25. und 26. Mai 2017 in Berlin entstand einen neue Ausstellung, die sich mit dem Thema der Entstehung medialer Götter beschäftig, am Beispiel der »Umbrella Revolution«. Mehr Informationen gibt dazu auf kami-exhibition.com und plusone-art.com
Zu sehen waren lebensgroße, göttlich wirkende Werke und eine Installation, die aus 400 Regenschirmen besteht.
Bei »KAMI« setzte ich mich akustisch mit der Themen Demonstrationen, Reizgas und Barrikaden auseinander. Speziell dafür habe ich mir eine Sound-Installation überlegt, in deren Entstehung ich heute Einblicke gebe.
Idee
2014 wurden die Proteste in Hongkong weltweit unter dem Titel »Umbrella Revolution« bekannt. Die Demonstrierenden nutzten dabei ihre Regenschirme, um sich vor dem Pfefferspray der Einsatzkräfte zu schützen. Dies schien ein pragmatischer Einfall – allerdings lehnten die Demonstrierenden die Bezeichnung als »Revolution« ab. Der Titel »Umbrella Revolution« kam erst durch die Medien auf, die durch die Verbreitung der immer gleichen Bildmotive eine Revolutionsikone schufen.
Sven kam auf mich zu und erzählte mir von der Arbeit der der Serie. Ich war von Anfang gleich angetan von der Thematik und den ersten Entwürfen. Für mich lag es nahe, dass eine akustische Aufarbeitung das Erleben intensiver und realitätsnaher machen würde.
Die Idee war, das Reizgas und das Gefühl, davon umgeben zu sein, fühlbar zu machen. Die Betrachtenden sollten in die Barrikaden versetzt werden und das Gefühl haben, in der grauen Masse des Gases und somit der Hilflosigkeit und Bedrückung ausgesetzt zu sein.
Der Sound bietet einen Kontrast zu den bunten Regenschirmen, die die Rauminstallation gestalten.
Nachdem man sich durch die Barrikaden »gekämpft« hat, erscheinen die Kamis in ihrer vollen, gottesgleichen Pracht. Sie wirken erlösend und heben sich aus der grauen Masse des Reizgases hervor.
Dieses mediale göttliche Darstellung der Demonstranten wolle ich ebenfalls akustisch ausmalen. Dafür entstand auch eine Klangfläche, die verzaubert und irgendwie auch Hoffnung gibt.
Umsetzung TearGas
Nun möchte ich noch ein paar Einblicke in die Produktion meiner zwei Arbeiten geben. Gearbeitet habe mit Ableton Live. Ich nutzte die Software sehr intensiv um Musik zu komponieren, aber auch für Tongestaltung. Vor allem der Sampler war für mich ein sehr essentielles Werkzeug, wenn es darum ging, Originalaufnahmen zu bearbeitet und zu verwerfenden. Als Grundlage für meine Arbeit diente das menschliche Atmen. Danke an der Stelle an Lucas Görlach, der immer dabei ist, wenn es um solche Sound-Experimente geht.
Danach diente der Sampler dazu, aus den kurzen Atemzügen eine lange Fläche zu formen. Durch lange Ein- und Ausklangphasen entsteht ein Bett für die weitere Arbeit. Um dem Ganzen noch etwas organisches zum geben, nutzte ich etwas Delay und Verzerrung um Bewegung entstehen zulassen.
Um die Originalklänge aufzugreifen, nutzte ich diverse Aufnahmen der »Umbrella Revolution« Demonstration. Diese sind ebenfalls etwas gefiltert und verfremdet, um diese in den Hintergrund zu stellen.
Um den original Klänge auf zugreifen nutze ich diverse Aufnahmen der »Umbrella Revolution« Demonstration. Diese sind ebenfalls etwas gefiltert und verfremdet, um diese in den Hintergrund zu packen.
Zu guter Letzt habe mit Synthesizern etwas Bass und Atmosphäre hinzugefügt. Omnisphere ist dafür eines meiner liebsten Klangerzeuger.
Umsetzung KAMI
Um meine Vorstellung von der heroisch wirkenden »KAMI«-Figur umzusetzen, diente der Klangteppich des Atmens als Grundlage. Meine Idee war, diesen zu nutzen und dort einen Charakter für die »KAMIs« zu finden. Nach einer Weile kam ich auf den Gedanken, diesen Teppich zu harmonisieren. Als Werkzeug diente hier GuitarRig von Native Instruments. Kombiniert mit ein paar Effekten von Sound Toys entstand ein fast himmlisch wirkender Sound. Zitternd, befreiend und gleichzeitig verschleiert durch den Rauch des Reizgases. Die »KAMI« ragen aus dem Rauch hervor und wirken glänzend, visuell und akustisch.
Schlussgedanken
Ich hoffe, ich konnte einen Einblick in meine Arbeit geben. Gerade bei solchen künstlerischen Projekten sind dem Konzept und der Umsetzung keine Grenzen gesetzt. Daher ist es wichtig, eine Richtung für sich zu finden und diese zu verfolgen. Natürlich muss diese auch stimmig mit dem Gesamtbild sein. Visualität und Akustik finden gemeinsam eine Sprache, die die künstlerische Intension überträgt.
Artikel ist Mai 2017 bei Delamar schon erschienen.
Bildnachweis
Bild 01: »KAMI«-Group, Foto by Sven Sauer
Bild 02: Tear Gas Umbrella Revolution, Foto by Studio Incendo Quelle: https://www.flickr.com/photos/studiokanu/15468365175/in/album-72157648122356068/
Bild 03: Gas Mask, Foto by Studio Incendo Quelle: https://www.flickr.com/photos/studiokanu/15456600105/in/photostream/
Bild 06: »KAMI«-Single, Foto by Sven Sauer
Bild 07: »KAMI«-Layer, Foto by Sven Sauer