Durch das Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen war es mir möglich an der Idee einer binaurale Soundinstallation zu arbeiten.
Ausgangspunkt
Die Nutzung von Klangkunst ist im Verhältnis zur visuellen Kunst relativ jung. Das liegt vor allem daran, dass die Klangkunst sehr eng gekoppelt ist an die Entwicklung von technischen Mitteln.
Mittlerweile lässt sich Klangkunst überall hören. Intensiv wird sie in audiovisuellen Installation genutzt. Diese wirken meist in einem raumfüllenden Konzept. Die Zuschauer*innen haben die Möglichkeit, durch den Raum zu gehen und die auditive Installation aus verschiedenen Perspektiven auf sich wirken zu lassen.
Durch COVID-19 waren während der Kontaktbeschränkungen Ausstellungen und somit auch Installationen nicht durchführbar und jetzt im fortgeschrittenen Jahr 2020 sind sie immer noch nur eingeschränkt realisierbar. Daher entstand die Überlegung, wie sich Tonkunst in Form einer Soundinstallation für den Kopfhörer umsetzen lässt.
Anforderungen
Bei der Nutzung von Technik als Teil der Kunst ist eine extrem einfache und intuitive Handhabung notwendig, damit der Fokus auf der Kunst bleiben kann und nicht abgelenkt wird. Das einfachste Mittel für die Soundinstallation sind Kopfhörer. Egal, ob ohrumschließende Kopfhörer oder In-Ears. Die Installation ist einfach zugänglich mit einem Mittel, das fast jede Person zur Hand hat.
Ein wichtiger Punkt ist die Schaffung einer akustischen Umgebung, die durch den Kopfhörer vernommen wird und raumfüllend und immersiv wirken kann. Dafür bietet sich die Verwendung der binauralen Technologie an. Dieses Verfahren ist eine Methode, bei der die Mischung von Tönen es erlaubt, diese in verschiedenen Positionen im Raum zu koordinieren, zum Beispiel links hinten weit entfernt. Somit lassen sich akustische Umgebungen realistisch und einnehmend darstellen.
Wichtig: bitte unbedingt Kopfhörer nutzen.
Erster Test
Als ersten Test habe ich dazu die kurze Reise eines Pinguins in der Antarktis nachgebildet und dabei mit der Lokalisierung von Tönen experimentiert. Das Ergebnis war eine raumfüllende Umgebung der Antarktis. Die Zuhörer*innen werden akustisch an die Hand genommen und die Verteilung der Töne im Raum schafft eine immersive Erfahrung, viel deutlicher als bei einer Stereo-Verteilung auf dem rechten oder linken Kopfhörer.
Material
Im September 2016 zeigten Sa-Po und ich die audiovisuelle Installation »Empty Shelters« in Berlin. Diese besteht aus unterschiedlichen Werken zum Thema Teilung von Nord- und Südkorea. Dazu erstellte ich Klangcollagen zu den jeweiligen Bildern.
Für mich bestand die Herausforderung darin, dass die Installation dazu produziert wurde, im Raum zu wirken. Dies muss auf Kopfhörer übertragen werden. Dazu habe ich folgende Werke ausgewählt:
»Gott will Cash«
»Volkspanik«
»Währungsgrenze«
Ergebnisse
Während der aufwendigen Arbeit an den Soundinstallationen konnte ich feststellen, wie aus den statisch wirkenden Installationen, intensive Erfahrungen für den Kopfhörer wurden.
Durch die Position im Raum, die sich auch über die Zeit variieren lässt, entstehen neue Möglichkeiten der dramaturgischen Erzählung. Bei dem Beispiel »Volkspanik« konnte ich die U-Bahn in Seoul ankommen und wegfahren lassen. Das wäre mit dem gängigen Stereo-Effekt von links-rechts nicht möglich gewesen.
Als wesentlicher Unterschied zur realen Installation im Raum ist aufgefallen, dass die Dramaturgie der Töne noch stärker im Konzeptionsprozess beachtet werden muss. In einer realen Situation können sich die Zuschauer*innen frei bewegen und somit ihre Perspektive verändern. Bei Kopfhörern können das die Personen nicht. Daher muss stärker dramaturgisch gearbeitet werden.
Mein Material der ursprünglichen Installation stoßt daher an seine Grenzen. Ich habe an der ursprünglichen Dramaturgie und Collage festgehalten und versucht, diese auf Kopfhörer zu transportieren.
Als ein weiteres Ergebnis fällt auf, dass durch die räumliche Verortung im Kopfhörer das zweidimensionale Bild um die dreidimensionale akustische Ebene erweitert wird. Frontal sieht man das Bild, hinter sich hört man den Klang ohne Bild weiter.
Fazit
Ausgehend von der Idee ist es mir gelungen, erste Beispiele der Soundinstallation für Kopfhörer zu erstellen. Dabei ist die Feststellung, dass eine klare Dramaturgie und die Hörsituation an sich schon während der Idee- und Konzeptentwicklung beachtet und eingeplant werden muss, immens wichtig. Somit lässt sich sicherstellen, dass das Erleben der Soundinstallation die Zuschauer*innen auf eine wirkungsvolle akustische Reise mitnimmt.
Weitere Anwendungsszenarien ergeben sich mit der Kopplung zum Beispiel mit virtuellen Räumen, wie bei der Online Gallery der HFBK Hamburg. Somit lässt sich der Sound auch in einem virtuellen Raum spannend platzieren und die Dreidimensionalität ausbauen.
Hinweis
Die Entstehung dieses Werks wurde durch ein Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen ermöglicht.
Durch das Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen war es mir möglich an der Idee einer binaurale Soundinstallation zu arbeiten.
Ausgangspunkt
Die Nutzung von Klangkunst ist im Verhältnis zur visuellen Kunst relativ jung. Das liegt vor allem daran, dass die Klangkunst sehr eng gekoppelt ist an die Entwicklung von technischen Mitteln.
Mittlerweile lässt sich Klangkunst überall hören. Intensiv wird sie in audiovisuellen Installation genutzt. Diese wirken meist in einem raumfüllenden Konzept. Die Zuschauer*innen haben die Möglichkeit, durch den Raum zu gehen und die auditive Installation aus verschiedenen Perspektiven auf sich wirken zu lassen.
Durch COVID-19 waren während der Kontaktbeschränkungen Ausstellungen und somit auch Installationen nicht durchführbar und jetzt im fortgeschrittenen Jahr 2020 sind sie immer noch nur eingeschränkt realisierbar. Daher entstand die Überlegung, wie sich Tonkunst in Form einer Soundinstallation für den Kopfhörer umsetzen lässt.
Anforderungen
Bei der Nutzung von Technik als Teil der Kunst ist eine extrem einfache und intuitive Handhabung notwendig, damit der Fokus auf der Kunst bleiben kann und nicht abgelenkt wird. Das einfachste Mittel für die Soundinstallation sind Kopfhörer. Egal, ob ohrumschließende Kopfhörer oder In-Ears. Die Installation ist einfach zugänglich mit einem Mittel, das fast jede Person zur Hand hat.
Ein wichtiger Punkt ist die Schaffung einer akustischen Umgebung, die durch den Kopfhörer vernommen wird und raumfüllend und immersiv wirken kann. Dafür bietet sich die Verwendung der binauralen Technologie an. Dieses Verfahren ist eine Methode, bei der die Mischung von Tönen es erlaubt, diese in verschiedenen Positionen im Raum zu koordinieren, zum Beispiel links hinten weit entfernt. Somit lassen sich akustische Umgebungen realistisch und einnehmend darstellen.
Wichtig: bitte unbedingt Kopfhörer nutzen.
Erster Test
Als ersten Test habe ich dazu die kurze Reise eines Pinguins in der Antarktis nachgebildet und dabei mit der Lokalisierung von Tönen experimentiert. Das Ergebnis war eine raumfüllende Umgebung der Antarktis. Die Zuhörer*innen werden akustisch an die Hand genommen und die Verteilung der Töne im Raum schafft eine immersive Erfahrung, viel deutlicher als bei einer Stereo-Verteilung auf dem rechten oder linken Kopfhörer.
Material
Im September 2016 zeigten Sa-Po und ich die audiovisuelle Installation »Empty Shelters« in Berlin. Diese besteht aus unterschiedlichen Werken zum Thema Teilung von Nord- und Südkorea. Dazu erstellte ich Klangcollagen zu den jeweiligen Bildern.
Für mich bestand die Herausforderung darin, dass die Installation dazu produziert wurde, im Raum zu wirken. Dies muss auf Kopfhörer übertragen werden. Dazu habe ich folgende Werke ausgewählt:
»Gott will Cash«
»Volkspanik«
»Währungsgrenze«
Ergebnisse
Während der aufwendigen Arbeit an den Soundinstallationen konnte ich feststellen, wie aus den statisch wirkenden Installationen, intensive Erfahrungen für den Kopfhörer wurden.
Durch die Position im Raum, die sich auch über die Zeit variieren lässt, entstehen neue Möglichkeiten der dramaturgischen Erzählung. Bei dem Beispiel »Volkspanik« konnte ich die U-Bahn in Seoul ankommen und wegfahren lassen. Das wäre mit dem gängigen Stereo-Effekt von links-rechts nicht möglich gewesen.
Als wesentlicher Unterschied zur realen Installation im Raum ist aufgefallen, dass die Dramaturgie der Töne noch stärker im Konzeptionsprozess beachtet werden muss. In einer realen Situation können sich die Zuschauer*innen frei bewegen und somit ihre Perspektive verändern. Bei Kopfhörern können das die Personen nicht. Daher muss stärker dramaturgisch gearbeitet werden.
Mein Material der ursprünglichen Installation stoßt daher an seine Grenzen. Ich habe an der ursprünglichen Dramaturgie und Collage festgehalten und versucht, diese auf Kopfhörer zu transportieren.
Als ein weiteres Ergebnis fällt auf, dass durch die räumliche Verortung im Kopfhörer das zweidimensionale Bild um die dreidimensionale akustische Ebene erweitert wird. Frontal sieht man das Bild, hinter sich hört man den Klang ohne Bild weiter.
Fazit
Ausgehend von der Idee ist es mir gelungen, erste Beispiele der Soundinstallation für Kopfhörer zu erstellen. Dabei ist die Feststellung, dass eine klare Dramaturgie und die Hörsituation an sich schon während der Idee- und Konzeptentwicklung beachtet und eingeplant werden muss, immens wichtig. Somit lässt sich sicherstellen, dass das Erleben der Soundinstallation die Zuschauer*innen auf eine wirkungsvolle akustische Reise mitnimmt.
Weitere Anwendungsszenarien ergeben sich mit der Kopplung zum Beispiel mit virtuellen Räumen, wie bei der Online Gallery der HFBK Hamburg. Somit lässt sich der Sound auch in einem virtuellen Raum spannend platzieren und die Dreidimensionalität ausbauen.
Hinweis
Die Entstehung dieses Werks wurde durch ein Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen ermöglicht.